Am ersten Maiwochenende fand in Winsen (Luhe) zum 37. Mal die Bezirksschnellschach-Einzelmeisterschaft (BSSEM) statt. Sie ist bekannt als „Lisas Open“ und eines der beliebtesten Turniere im Bezirk IV. Das Turnierambiente im Winsener Marstall ist etwas Besonderes und machte jedes Jahr wieder Spaß.
Aus Buxtehude waren wir dieses Jahr mit fünf bzw. sechs Spielern vertreten: Ralf Schöngart, Torsten Damm, Justus Ibe, Björn Walther und Stefan Klein. (Als Passivmitglied auch Stefan Lehmkuhl, der nominell für Eintracht Munster antrat.)
Der sonnige und warme Samstag bot beste Voraussetzungen für ein gelungenes Turnierwochenende. Die Teilnehmerzahl war mit 34 Spielern überschaubar, dafür war das Turnier mit zwei FM, einem CM und insgesamt 7x < 2000 DWZ überraschend stark besetzt. Spieler aus dem DWZ-Bereich <1500 waren lediglich fünf dabei.
Turnierstart am ersten Tag
Entsprechend des starken Teilnehmerfeldes tat ich (Stefan Klein) mich am ersten Tag recht schwer, zumal es mein erstes Schnellschachturnier seit fast zwei Jahren war. In der ersten Runde gegen Jeremy Thomas (Blau-Weiss Buchholz) musste ich meine Turnierform erst finden, während mein Gegner im beginnenden Endspiel zeigte, dass er mit seinen geschickten Springermanövern an diesem Tag eine Klasse besser war.
Fast zum Desaster wurde die zweite Runde. Gegen Hartmut Steinke vom SV Winsen (Luhe) zeigte ich meine wahrscheinlich schwächste Turnierleistung, stellte erst eine Qualität ein und dann noch zwei Bauern. Am Ende konnte ich froh sein, dass ich mit Glück noch ein Patt heraustricksen konnte. In Runde drei gelang mir erstmals ein souveräner Sieg gegen Oleg Moisieiev vom SC Turm Lüneburg.
Auch Justus Ibe erwischte zunächst einen mäßigen Start mit dem typischen Wechselspiel von Sieg und Niederlage. In Runde sechs (beim ersten Duell zweiter SFB-Spieler) konnte er sich dann klar gegen Stefan Klein durchsetzen. Als Vereinskollege kennt er meine Spielweise – so konnte ich Justus durch nichts überraschen und er nahm mich mit gezieltem Angriffsspiel auseinander. Damit schaffte sich Justus mit 3,5 aus 6 Punkten eine gute Ausgangslage für den zweiten Tag.
Einen guten Start erwischten auch Torsten Damm, Ralf Schöngart und Stefan Lehmkuhl. Alle drei kamen auf drei Punkte und landeten knapp hinter Justus im guten Mittelfeld. Ich selbst konnte aus sechs Runden lediglich 2,5 Punkte holen und landete damit im hinteren Drittel der Tabelle. Kein verpatzter, aber auch kein richtig erfolgreicher Start.
Für Björn Walther war es das erste Mal bei Lisas Open. Als Neuling hat er bislang noch wenig Turniererfahrung. Umso mehr freute er sich über seinen Sieg in Runde sechs am Ende des ersten Tages.
Endspurt am zweiten Tag
Nach dem sonnigen Samstag war es am zweiten Turniertag deutlich kälter und ungemütlicher, was sich aber keineswegs auf die Stimmung auswirkte. Während Björn weiter Lehrgeld zahlen musste, erwischten Ralf, Thorsten, Justus und ich einen guten Start: Nach der 7. Runde lagen wir gleichauf mit jeweils 4 Punkten.
In Runde 7 gewann ich recht schnell, als mein Gegner (Tim Schulze aus Lüneburg) schon nach wenigen Zügen einen Läufer einstellte und aufgab. Sehenswert war mein Duell aus Runde 8 gegen Nachwuchstalent Richard Bürgener vom SV Bad Bevensen. Mit Schwarz spielte ich die Owen-Verteidigung, die meinem jungen Gegner einige Bedenkzeit abverlangte. Beide Seiten spielten konzentriert und sorgfältig. Es entstand ein Turmendspiel mit permanenten Schachdrohungen auf beiden Seiten. Angesichts der zu Ende gehenden Bedenkzeit war ein Remis folgerichtig.
Die Mittagspause verbrachten wir Buxtehuder − wie schon am Vortag − gemeinsam beim Bäcker auf der anderen Straßenseite. Danach kam es in Runde 9 abermals zum Buxtehuder Vereinsduell; diesmal zwischen Ralf und mir. In der Caro-Kann-Verteidigung lenkte ich als Weißer in die Abtauschvariante ein. In offener Stellung konnte ich meine Stärke im Taktikspiel nutzen: Ich fand eine pfiffige Verwicklung, die mir wenig später durch Damengewinn den (etwas überraschenden) Sieg einbrachte. Ich konnte jetzt wieder vollauf zufrieden sein, denn zwei Runden vor Schluss verlief der zweite Tag mit 2,5 aus 3 Punkten bis dahin überaus erfolgreich, so dass ich meinen schwachen Start vom Vortag wieder wettmachen konnte.
Es bleib dennoch ein auf und ab. Obwohl ich mir mit insgesamt 5 Punkten ein gutes Polster zugelegt hatte, gab es in der 10. Runden eine etwas ärgerliche Niederlage gegen Friedjof Harms aus Bad Bevensen. Kurz nach der Eröffnung gewann ich einen Bauern und erarbeite mir eine starke Stellung. Ein einziger Springerzug meines Gegners (mit Mattdrohung und anschließender Gabel) brachte jedoch die gesamte Stellung zum Kippen. Ärgerlich, aber nicht mehr zu ändern.
So richtete ich meine Hoffnungen auf die letzte Runde, vielleicht doch noch einen halben Punkt zu holen und damit die 50%-Marke zu erreichen. Wenngleich mir klar war, dass ich es wahrscheinlich noch einmal mit einem richtig starken Gegner zu tun bekomme. Meine Ahnung bestätigte sich, denn ich wurde dem Stader Spitzenspieler Dirk Hilck zugelost.
Einerseits eine harte Herausforderung, andererseits war mir klar: Hier habe ich nicht mehr viel zu verlieren und kann entspannt aufspielen. Das gelang mir zunächst gut. In einer geschlossenen Stellung konnte ich bis ins Endspiel mithalten und sogar einen Freibauern auf die sechste Reihe vorbringen. Doch mein Gegner verteidigte sich mit geschickten Gegendrohungen. Am Ende verlor ich in der Hektik der Zeitnotphase ganz knapp auf Zeit – wirklich schade, es war im wahrsten Sinn des Wortes eine Frage von Sekunden!
Unsere Buxtehuder Bilanz
Insgeheim hatte ich (Stefan Klein) gehofft, dieses Jahr ähnlich gut abzuschneiden wie bei meiner letzten Teilnahme 2023 (6 Punkte plus Ratingpreis), doch die starke Teilnehmerliste machte das von Anfang an nicht sonderlich realistisch. So bin ich im Ergebnis mit meinen 5 aus11 Punkten und Platz 20 von 34 zufrieden.
Richtig gut lief es für Justus Ibe. Er bekam nicht nur einen Preis als bester Jugendspieler, sondern schaffte es in der Gesamtwertung − als bester Buxtehuder Spieler – auf Platz 10. Herzlichen Glückwunsch zu dieser überzeugenden Leistung, Justus!
Knapp dahinter kam Ralf Schöngart, der mit 5,5 Punkten und Platz 12 ebenfalls ein gutes Turnier spielte. Torsten Damm merkte am Ende, dass er mit zweitätigen Turnieren (und der durchgängigen Konzentration) noch keine Erfahrung hat. Er konnte am zweiten Tag nur noch 1,5 Punkte holen, positionierte sich mit Platz 24 aber immer noch im Mittelfeld.
Einen kleinen Achtungserfolg konnte zum Schluss auch Björn Walther verzeichnen. Zum Turnierende konnte er die rote Laterne ablegen und belegte immerhin den vorletzten Platz, was er – in seiner ruhigen und besonnenen Art – mit Gelassenheit nahm.
Richtig blöd lief es für Stefan Lehmkuhl. Er musste am zweiten Spieltag verletzungsbedingt absagen, so dass die Abschlusstabelle (bei sechs gespielten Partien) in keiner Weise sein sportliches Können widergibt. Schade Stefan, wir wünschen dir gute Besserung und sehen uns sicher noch bei vielen anderen Turnieren!
Die BSSEM in Winsen ist immer eine Reise wert. Wir danken allen Buxtehuder Teilnehmern, die uns dieses Wochenende so zahlreich und auch gut vertreten haben. Ein besonderer Dank geht an Björn als Fahrer, der vier von uns mitgenommen hat.
Danke auch an die Schachfreunde aus Winsen für die gewohnt zuverlässige Ausrichtung an diesem tollen Turnierort im Marstall. Turniersieger wurde übrigens mit 8,5 Punkten CM Daniel Lichtmannecker vom SC Turn Lüneburg, vor FM Gerrit Hourigan (FC ST.Pauli) und Ajak Mach Duany (SC Turm Lüneburg).
Auf der Homepage des SV Winsen (Luhe) gibt es wie immer die Abschlusstabelle (Fortschrittstabelle) mit allen Ergebnissen, dazu viele Bilder und einen Bericht aus Sicht der Ausrichter:
Lisas Open 2025 | Schachverein Winsen (Luhe) von 1929
Stefan Klein