Vom 29. September bis 5. Oktober 2023 fand in Wernigerode im Harz der „Cup der Deutschen Einheit“ (ehemals Deutschland-Cup) statt. Insgesamt 193 Spieler in 12 DWZ-Gruppen kämpften um die beliebten Pokale aus Dresdener Porzellan, um Sachpreise oder wollten einfach nur Schach spielen und nette Leute treffen. Ich selbst spielte in der zusammen gelegten Gruppe 1 + 2 (DWZ 1900 – 2100). In der ersten Runde spielte ich gegen die Nummer zwei des Turniers (DWZ 2038). Ich konnte meinen Gegner mit Schwarz komplett überspielen und hatte schlicht zwei Bauern mehr. Anstatt dann jedoch in ein gewonnenes Endspiel abzuwickeln, stellte ich erst eine Figur und dann auch die Partie ein. Das war wirklich ärgerlich! Die zweite Runde konnte ich mit Weiß gegen einen Gegner mit DWZ 1938 gewinnen. In Runde drei spielte ich gegen Frank Schellmann, einen Spitzenspieler (DWZ 1962) des Deutschen Blindenschachverbandes. Gegen sehbehinderte Spieler ist es für mich immer eine besondere Herausforderung, weil man sich doppelt konzentrieren muss, schließlich muss man die Züge beider Spieler auf dem Brett ausführen. In dieser Partie gelang mir aber eine sehr konzentrierte Leistung und ich konnte mit Schwarz einen schönen Königsangriff mit einem Turmgewinn beenden. In Runde 4 saß mir ein ehemaliger Bundesligaspieler gegenüber. Aktuell hat er zwar „nur noch“ eine DWZ von 2006, in seinen besten Zeiten lag er jedoch deutlich über 2300. An dem Tag spielte ich jedoch nicht Schach, sondern machte einfach nur Züge – also war die Null keine Überraschung. Runde fünf spielte ich gegen den Setzranglisten-Letzten (DWZ 1913). Ich erreichte mit Weiß eine vorteilhafte Stellung, musste dafür allerdings viel Zeit investieren. Mit nur noch 7 Minuten für 20 Züge nahm ich deshalb das Remisangebot meines Gegners an. Mein Gegner der vorletzten Runde (DWZ 1992) war extrem verbissen, schließlich standen aus unseren vorherigen Begegnungen zwei Nullen in seiner Bilanz. Durch einen fehlerhaften Abtausch von Leichtfiguren machte ich aus meiner aktiven Stellung eine passive und konnte schließlich das Eindringen des schwarzen Läufers und damit verbundenen Bauernverlust nicht mehr vermeiden. In der letzten Runde musste ich gegen einen guten Bekannten (DWZ 2021) antreten. Ich stand die ganze Partie über unter Druck, konnte aber alle Angriffe abwehren und schließlich durch ein Schein-Opfer sogar einen Bauern gewinnen. In einem hochdramatischen Zeitnot-Gefecht konnte ich mit nur noch 40 Sekunden auf der Uhr nicht mehr alle gegnerischen Damenschachs berechnen und musste mich nach einem Turmverlust geschlagen geben. Mit enttäuschenden 2,5 Punkten aus 7 Runden landete ich am Ende auf Platz 11 der Gruppe. Die SF Buxtehude waren aber wiederum zu Zweit am Start: Sigrun Naumann startete in Gruppe 12 (bis DWZ 1000). Als Spielerin mit wenig Turniererfahrung war sie mit ihren erzielten zwei Punkten durchaus zufrieden, obwohl in der einen oder anderen Partie evtl. sogar noch mehr möglich gewesen wäre.
Aber beim „Cup der Deutschen Einheit“ geht es nicht nur um Schach, sondern auch um das Drumherum. So machten wir z.B. einen Ausflug nach Bad Harzburg, besuchten das Luftfahrt-Museum oder probierten frischen Baumkuchen im berühmten Baumkuchen-Haus. Als Höhepunkt gab es schließlich eine Besichtigung mit Führung und anschließender Brotzeit (bei „Bier satt“) in der Hasseröder-Brauerei. Abends hatten wir immer eine nette Runde mit Freunden quer durch Deutschland, von Koblenz über Leipzig bis nach Brandenburg- also tatsächlich ein Deutschland-Cup-Club! Und ich konnte mich sogar über ein kleines Geschenk freuen: Für meine 10. Teilnahme bei diesem Turnier erhielt ich vom Veranstalter eine kleine Brocken-Hexe.
Wer mal ein entspanntes Urlaubsturnier mit Top-Organisation und tollen Spielbedingungen erleben möchte, sollte sich den Termin 30.9.24 – 6.10.24 vormerken: Dann findet in Wernigerode der „15. Cup der Deutschen Einheit“ statt!
Ralf Schöngart